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Weltherztag: Herzschwäche - Herzinsuffizienz

Die „Big Four“, die „Fantastischen Vier“, die „vier Asse“ der medikamentösen Therapie verbessern die Prognose.

Die „Big Four“, die „Fantastischen Vier“, die „vier Asse“ der medikamentösen Therapie verbessern die Prognose

An einer Herzschwächeerkrankung erkranken vor allem ältere Menschen, meist tritt sie erst nach dem 65. Lebensjahr auf. Mit zunehmendem Alter wird sie immer häufiger. Mehr als 10% der über 70-Jährigen haben eine Herzschwäche. Männer und Frauen sind ungefähr gleich häufig betroffen. 
Herzschwäche ist eine Herzerkrankung, bei welcher das Herz nicht mehr genügend Leistung erbringt. Die Pumpfunktion des Herzens ist geschwächt. Eine Herzinsuffizienz entwickelt sich im Allgemeinen schleichend. Der Herzmuskel wird dabei langsam schwächer, bis er schließlich nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf zu Pumpen vermag. Als Folge der verminderten Pumpfunktion sind die Sauerstoffversorgung der wichtigen Organe, wie dem Gehirn, den Nieren oder den Muskeln betroffen. Je nachdem ob die linke oder rechte Herzkammer von der Schwäche (Insuffizienz) betroffen ist, spricht man von einer Linksherzinsuffizienz oder einer Rechtsherzinsuffizienz. Wenn beide Kammern betroffen sind, handelt es sich um eine globale Herzschwäche. 

Die häufigsten Anzeichen sind:

  • Kurzatmigkeit und Atemnot
  • Erschöpfung und Abgeschlagenheit
  • Wassereinlagerungen in den Füßen, Beinen und Knöcheln
  • Gewichtszunahme aufgrund der Wassereinlagerungen

Eine Herzschwäche ist meistens die Folge einer anderen Erkrankung, die den Herzmuskel oder die Blutgefäße geschädigt hat:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Herzinfarkt
  • Bluthochdruck
  • Herzklappenfehler
  • Herzrhythmusstörungen

Aber auch eine Herzmuskelentzündung oder Lungenerkrankungen können zu einer Herzinsuffizienz führen.
Bei einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz sind oft auch schon alltägliche Aktivitäten erschwert oder gar nicht mehr möglich. Dies kann die Lebensqualität beeinflussen.
Wenn das Herz nicht mehr so gut pumpen kann – etwa weil bei einem Herzinfarkt ein größerer Bereich Herzmuskel abstirbt, spricht man von einer akuten Herzschwäche, das ist ein Notfall.
Eine chronische Herzschwäche entwickelt sich hingegen über einen längeren Zeitraum. Sie kann unbemerkt beginnen. Nimmt die Herzleistung immer weiter ab, führt das früher oder später zu Beschwerden. Wie weit die Herzschwäche bereits fortgeschritten ist, bewerten Fachärzte unter anderem danach, wie stark die Beschwerden sind.

Bei einer Herzinsuffizienz oder Herzschwäche unterscheidet man vier Schweregrade (entsprechend der New York Heart Association I bis IV)

  • NYHA I: Die beschwerdefreie (asymptomatische) Herzschwäche verursacht noch keine Symptome. Mit Untersuchungen wie der Echokardiographie lässt sich aber eine verringerte Herzleistung feststellen.
  • NYHA II: Eine leichte Herzschwäche löst bei stärkerer körperlicher Belastung wie Treppensteigen oder Bergaufgehen Symptome wie Erschöpfung oder Atemnot aus. Geringe körperliche Anstrengungen sind aber ohne Beschwerden möglich.
  • NYHA III: Bei einer mittelschweren Herzschwäche führen bereits Alltagstätigkeiten und leichte körperliche Anstrengungen wie Gehen auf gerader Strecke zu Beschwerden. 
  • NYHA IV: Bei einer schweren Herzschwäche treten Beschwerden in Ruhe oder auch bei geringsten körperlichen Aktivitäten auf. Manche Menschen mit schwerer Herzschwäche sind bettlägerig.

Therapie

Die Therapie stützt sich auf mehrere Säulen:

Die Behandlung der Grunderkrankung: Wenn eine andere Herz-Kreislauf-Erkrankung, z.B. Bluthochdruck zur Herzschwäche geführt hat, wird auch diese behandelt.

Medikamente: Eine medikamentöse Therapie soll das Herz entlasten und die Beschwerden lindern.

Bewegung: Es gibt spezielle Herzsportprogramme für Menschen mit Herzschwäche. Das Ausdauer-Muskel-Training ist dort an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst. Diese Programme können die körperliche Belastbarkeit erhöhen und die Lebensqualität verbessern.

Zur medikamentösen Therapie: Die Basismedikation bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz besteht  heute aus einer Vierer-Kombination, die so schnell wie möglich komplett eingesetzt werden sollte. Die „Big Four“, die „Fantastischen Vier“, die „vier Asse“, können nachweislich die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöhen und das Risiko einer Krankenhausbehandlung verringern. Dazu gehören:

  • ein ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Hemmer (ARNI) - Sacubitril/Valsartan (Entresto)
  • ein Betablocker
  • ein Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonist (MRA) und
  • ein SGTL2-Inhibitor (z.B. Empagliflozin)

Gemäß der neuen ESC-Leitlinie 2021 zum Management der Herzinsuffizienz wird die Medikation nicht mehr schrittweise eskaliert sondern unter Beachtung der Verträglichkeit die 4er-Medikation möglichst rasch umgesetzt.

Wann man beginnt, richtet sich nach Patientenkriterien wie Blutdruck, Herzfrequenz, Nierensituation oder Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern). Für Patient:innen mit gutem Blutdruck ist der ARNI gut verträglich, er macht die stärksten Remodeling-Effekte.

Bei niedrigem Blutdruck ist ein Start mit einem SGTL-Inhibitor und Eplerenon sinnvoll, bei hoher Herzfrequenz der Betablocker.

Bei der Herzinsuffizienztherapie ist eine engmaschige ärztliche Überwachung zur Steuerung der Therapie erforderlich.

Zur weiteren Stabilisierung sollte bei einer Herzinsuffizienz eine Rehabilitation in einer spezialisierten Klinik durchgeführt werden, so wie dies in unserem Gesundheitszentrum Bad Herrenalb in der Kardiologie/Angiologie auf hohem Niveau durchgeführt wird.